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Das Elektroauto als Stromquelle

In der Welt der Elektromobilität entwickelt sich eine faszinierende Möglichkeit: Elektroautos könnten zukünftig nicht nur zum Fortbewegen genutzt werden, sondern auch als mobile Stromspeicher fungieren. Dieser Trend gewinnt zunehmend an Bedeutung, da er das Potenzial hat, die Energieversorgung von Privathaushalten zu revolutionieren.

In Deutschland sind nach einer Untersuchung von EON bereits etwa 166.000 bidirektional ladbare Elektroautos im Einsatz, die zusammen rechnerisch 1,75 Millionen Haushalte für bis zu 12 Stunden mit Strom versorgen könnten. Dies zeigt das enorme Potenzial, das Elektrofahrzeuge als mobile Stromspeicher haben, insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende. In Bezug auf die Energiemenge zeigt sich, dass bereits 25 % der nutzbaren Akkukapazität der vorhandenen Elektrofahrzeuge eine bedeutende Rolle bei der Stabilisierung der Stromnetze spielen könnten.

 

Batteriespeicher im Vergleich

Ein durchschnittliches Elektroauto verfügt über eine Batteriekapazität von 40 bis 100 kWh, während der tägliche Stromverbrauch eines Haushalts bei etwa 10 bis 15 kWh liegt. Das bedeutet, dass ein Elektroauto mit einer vollständig aufgeladenen Batterie in der Lage ist, ein durchschnittliches Einfamilienhaus mindestens ein bis zwei Tage lang mit Strom zu versorgen. Zum Vergleich: Die installierte Gesamtkapazität stationärer Batteriespeicher in Deutschland beträgt etwa 10 Gigawattstunden. Im Gegensatz dazu liegt die kombinierte Speicherkapazität der in Deutschland vorhandenen Elektrofahrzeuge bereits bei 50 Gigawattstunden, was das Fünffache der stationären Speicher ausmacht. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann die Technologie die Selbstversorgung und Autarkie von Haushalten weiter steigern.

 

Technische Anforderungen

Für das bidirektionale Laden ist eine spezielle Wallbox erforderlich, die Gleichstrom (DC) aus dem Fahrzeug in Wechselstrom (AC) umwandeln kann, der im Haushalt genutzt wird. Diese Wallboxen sind entscheidend für die Verbreitung dieser Technologie, obwohl sie derzeit noch nicht weit verbreitet sind.

  •       Intelligente Stromzähler: Diese Geräte sind notwendig, um den dynamischen Energiefluss zu steuern und zu überwachen. Sie helfen dabei, die besten Zeitfenster für das Laden und Einspeisen in das Netz zu identifizieren.
  •        Kommunikationsprotokolle: Die Integration in ein intelligentes Energiesystem erfordert standardisierte Kommunikationsschnittstellen wie das Open Charge Point Protocol (OCPP) oder Modbus1.
  •      Normen und Standards: Die ISO-Norm 15118-20 definiert die technischen Anforderungen für die bidirektionale Kommunikation zwischen E-Auto und Ladestation.

 

Bidirektionale Wallboxen ermöglichen es, überschüssige Energie aus der Fahrzeugbatterie zurück ins Stromnetz oder direkt in den Haushalt zu speisen. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Inverter, der den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom für die Batterie umwandelt und umgekehrt.

 

Ökonomische Aspekte und Autostrom-Tarife

Für die effiziente Nutzung dieser Technologie gibt es spezielle Autostrom-Tarife, die das Laden des Elektroautos zu bestimmten Zeiten günstiger machen. Besonders dynamische Tarife, die auf die Netzlast reagieren, ermöglichen es den Nutzern, zu Zeiten niedriger Nachfrage (etwa nachts) von deutlich günstigeren Strompreisen zu profitieren. Laut einer Analyse verbraucht ein durchschnittliches Elektroauto bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr etwa 3.000 bis 4.000 kWh. Dies verdoppelt den Stromverbrauch eines Haushalts, weshalb spezialisierte Autostromtarife einen wirtschaftlichen Vorteil bieten.

 

Es gibt dabei verschiedene Tarifmodelle: Entweder wird der Autostrom über den normalen Haushaltsstromtarif abgerechnet oder über separate Zähler mit variablen Preisen, je nachdem, wann geladen wird. Dies kann je nach Anbieter zu einer Kostenersparnis von bis zu 30 % führen.

 

Herausforderungen und Ausblick

Obwohl die Technologie vielversprechend ist, gibt es auch noch Herausforderungen zu meistern. Einerseits müssen die Kosten für bidirektionale Wallboxen und die nötige Infrastruktur gesenkt werden. Andererseits bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Automobilindustrie an die neuen Standards anpassen kann. Zudem sind staatliche Förderungen und Anpassungen des Stromnetzes nötig, um eine reibungslose Integration der Fahrzeuge in das öffentliche Netz zu gewährleisten.

 

Nicht zuletzt spielen die Stabilität und Langlebigkeit der Autobatterien eine entscheidende Rolle. Durch häufiges Be- und Entladen kann die Batterie schneller altern. Hier arbeiten die Hersteller jedoch an verbesserten Technologien, um die Lebensdauer der Batterien zu verlängern.