Der Beitrag industrieller Abwärme für die Wärmewende
Die Kommunale Wärmeplanung ist ein zentraler Baustein der Energiewende und ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität. Dabei nimmt auch die Nutzung industrieller Abwärme eine Schlüsselrolle ein. Sie bietet das Potenzial, fossile Brennstoffe in Wärmenetzen massiv zu reduzieren und zugleich eine effizientere Energieversorgung zu gewährleisten. Doch trotz gesetzlicher Vorgaben und technischer Möglichkeiten wird derzeit nur ein Bruchteil des Abwärmepotenzials in Deutschland genutzt. Die KWW-Konferenz 2024 widmete sich daher den Chancen und Herausforderungen der Abwärmenutzung und zeigte mit dem Projekt „AwaNetz“ innovative Ansätze auf, wie Abwärme zu einer tragenden Säule der kommunalen Wärmeversorgung werden kann.
Herausforderungen bei der Abwärmenutzung
Obwohl die Potenziale groß sind, stehen zahlreiche Hindernisse einer systematischen Abwärmenutzung im Weg. Technische Anforderungen wie niedrige Abwärmetemperaturen, die oft den Einsatz von Wärmepumpen nötig machen, sowie die saisonale Schwankung des Wärmeangebots erschweren die Nutzung. Hinzu kommt, dass Industriestandorte und Rechenzentren häufig weit entfernt von Wohngebieten liegen, was den Transport der Wärme komplexer macht. Auch wirtschaftliche Faktoren wie volatile Energiepreise und hohe Investitionskosten bremsen die Entwicklung. Besonders problematisch ist jedoch das fehlende Wissen sowohl bei Wärmeversorgern als auch bei Industrieunternehmen, was die Umsetzung innovativer Abwärmeprojekte erheblich verlangsamt.
Der deutsche Industriesektor verbrauchte 2021 etwa 460 TWh Wärme, was fast 70 % seines gesamten Energieverbrauchs ausmacht. Davon entfallen ca. 67 TWh auf ungenutzte Abwärme, die theoretisch genutzt werden könnte. Besonders hohe Abwärmepotenziale finden sich in der chemischen Industrie sowie in der Eisen- und Stahlindustrie. Ein Großteil dieser Abwärme liegt jedoch in Temperaturbereichen von 100–200 °C, was technische Herausforderungen mit sich bringt. Herausforderungen bei der Abwärmenutzung. Fernwärme könnte bis 2045 etwa ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland klimaneutral beheizen, vorausgesetzt, es erfolgt ein zügiger Ausbau der Netze. Dafür sind Investitionen von etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr erforderlich – doppelt so viel wie das derzeitige Investitionsvolumen.
AwaNetz: Ein Wegweiser für die Zukunft
Um die Abwärmenutzung zum Mainstream zu machen, wurde das Projekt „AwaNetz“ ins Leben gerufen. Es setzt auf eine umfassende Vernetzung von Akteuren aus Industrie, Kommunen und Energieversorgung und bietet praxisnahe Lösungen. Mit der Schaffung eines Wissensportals, der Initiierung von Pilotnetzwerken und der Organisation von Fachveranstaltungen wie der Bundesabwärmetagung sollen Hemmnisse abgebaut und standardisierte Ansätze entwickelt werden. Bis 2028 sollen mindestens zehn Netzwerke etabliert werden, die als Vorbilder für weitere Projekte dienen können. Erste Erfolge zeigen, dass sich durch Kooperation und gezielte Planung große Fortschritte erzielen lassen – wie etwa in Frankfurt, wo Abwärme aus Rechenzentren in ein neues Quartier eingespeist wird, oder in Bamberg, wo Kläranlagenwärme erfolgreich genutzt wird.
Die Abwärmenutzung bietet enorme Potenziale, um die kommunale Wärmewende voranzutreiben und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Mit einer effizienten Nutzung könnten bis zu 50 % der deutschen Haushalte mit Wärme versorgt werden. Der regulatorische Rahmen, wie das Energieeffizienzgesetz und das Wärmeplanungsgesetz, schafft hierfür günstige Bedingungen. Erste Best-Practice-Beispiele zeigen, dass mit gezielter Planung und Zusammenarbeit große Fortschritte erzielt werden können.
Link für weitere Informationen und Downloads
· KKW – KWW-Spezial Welchen Beitrag kann industrielle Abwärme für die Kommunale Wärmewende leisten? (Link)
· ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung - Wärmenetze und Abwärme (Link)
· Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen – Abwärmenutzung (Link)