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Der hydraulische Abgleich


Der hydraulische Abgleich ist bei zahlreichen Förderprogrammen Voraussetzung und Ausgangspunkt für die Durchführung energieeffizienter Maßnahmen.


Im Wesentlichen erfolgt beim hydraulischen Abgleich einer komplexe Berechnung der notwendigen Heizleistung und eine Justierung an den einzelnen Heizkörpern. Diese sind zumeist entlang eines Heizungsrohrs in einer Reihe angeschlossen und werden unterschiedlich mit Warmwasser versorgt. Die Heizkörper nahe der Heizungspumpe erhalten oft zu viel, die entfernten und in anderen Stockwerken befindlichen Heizkörper meist zu wenig Warmwasser, wie man auch unserer Abbildung entnehmen kann. Das Prinzip ist recht einfach: Wenn die Heizkörper in der Nähe der Wärmequelle die eingestellte Temperatur erreicht haben, schließen sich ihre Thermostatventile, so dass dann erst die nächsten Geräte mit heißem Wasser versorgt werden. Wenn bestimmte Heizkörper – zum Beispiel in einem von der Heizungspumpe entfernten Stockwerk – erst nach einer längeren Zeit warm werden, so liegt zumeist ein nicht optimal eingestellter Warmwasserkreislauf vor.

 

Durch den Abgleich wird nicht nur eine gleichmäßige Erwärmung der Räume erzielt, auch die Vorlauftemperaturen der Heizung können oft merklich gesenkt werden und führen zu weiteren Einsparungen. Nicht abgeglichene Heizungsanlagen zeichnen sich oft auch durch laute Strömungsgeräusche (Pfeifen) und eine unverhältnismäßig hohe Pumpleistung mit erhöhten Stromkosten aus.

Die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs exakt nach Vorschrift ist nicht immer möglich oder auch sinnvoll. In Neubauten wird er gemäß DIN 18380 ausgeführt, was relativ einfach ist, da alle notwendigen Daten für die Ermittlung der optimalen Voreinstellwerte vorliegen.

 

Die DIN 18380

Diese Norm gilt für das Herstellen von Heizanlagen mit zentraler Wärmeerzeugung sowie von zentralen Wassererwärmungsanlagen. Sie gilt auch für das Herstellen von Wärmeverteilanlagen (Heiz- und Kühlanlagen), bei denen Wasser oder Wassergemische als Energieträger verwendet werden.

Die EnEV (Energieeinsparungsverordnung) und die VOB/C (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C), fordern Maßnahmen zum hydraulischen Abgleich, beschrieben in der DIN 4701/10 beziehungsweise DIN 18380. Sie umfassen die komplette Rohrnetzberechnung, die Dimensionierung der Anlagenkomponenten, den hydraulischen Abgleich und die Einstellwerte der Regulierventile im Rohrnetz und an den Heizkörpern. Alle Heizflächen müssen demnach mit der Wassermenge versorgt werden, die nötig ist, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Bei einem Neubau gehört der hydraulische Abgleich der Anlage zum vorgeschriebenen Standard.

 

In Bestandsgebäuden hingegen ist eine exakte und detaillierte Bestimmung der Daten aufgrund fehlender oder auch veralteter Unterlagen kaum machbar. Hier muss man sich mit vereinfachten Verfahren behelfen, da anderenfalls der Kostenrahmen gesprengt und die Durchführung unwirtschaftlich würde. In unserem Online-Rechner für die Durchführung des hydraulischen Abgleichs nutzen wir ein dokumentiertes und vereinfachtes Verfahren für die Berechnung.

 

Die Durchführung des hydraulischen Abgleichs erfolgt in mehreren Schritten und wird zumeist durch einen Heizungsinstallateur oder andere Energieexperten ausgeführt. Aber auch verständige Nichtfachleute sind in der Lage, sich in die Thematik einzuarbeiten, die Werte überschlägig zu berechnen und einen Abgleich vorzunehmen.

 

Der Ablauf läuft im Wesentlichen wie folgt ab:

1.     Zunächst wird der Heizbedarf der einzelnen Räume berechnet. Diese sogenannte Heizlast variiert von Raum zu Raum und ist abhängig von der Fläche des Raumes, von seiner Lage (zum Beispiel ein Eckraum), seinen Fensterflächen, der Zahl der Außenwände etc.

2.     Es folgt die Aufnahme der Daten der Heizkörper und sowie die Daten aller übrigen Komponenten – Thermostatventile, Pumpen, Rohre etc.

3.     All diese Werte werden mit Hilfe spezieller Softwareprogramme berechnet, so dass dann die entsprechenden Sollwerte ermittelt werden, die dann mit den Istwerten abzugleichen sind

4.     Als letzter Schritt erfolgt dann die Einstellung der Ventile an den Heizkörpern sowie die Einstellung der Heizungspumpe auf den richtigen Druck

 

Während der letzte Schritt in wenigen Minuten durchgeführt werden kann, benötigt die Aufnahme und Berechnung der Daten mehrere Stunden und bestimmt maßgeblich den Preis der Maßnahme. Die Kosten eines hydraulischen Abgleichs sind abhängig von der Größe und vom Zustand der Heizungsanlage. Nach Untersuchungen der Verbraucherzentrale sollte man für ein Einfamilienhaus mit etwa 10 installierten Heizkörpern von rund 750 Euro ausgehen.

Sind keine voreinstellbaren Ventile installiert, so kommen gegebenenfalls noch einmal 400 bis 500 Euro hinzu. Bei einer Einsparung von 10 Prozent ergäbe sich bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh und einem (aktuell eher konservativ gerechneten) Arbeitspreis von 20 Cent pro Kilowattstunde eine Amortisationszeit von etwa 2 Jahren beziehungsweise unter Berücksichtigung der noch zu installierenden Ventile von 3 Jahren.

 

Der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage inklusive der Einstellung der Heizkurven wird durch das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle; Link) gefördert. Das förderfähige Mindestinvestitionsvolumen liegt bei 300 Euro brutto. Der Fördersatz beträgt 15 % der förderfähigen Ausgaben.

Illustration: Link